Basic Knowledge

Sep 2 / Nils Beckmann

Startup Funding - Finanzierungsrunden erklärt

Startup Fundraising: Phasen und RundenStartup Fundraising: Phasen und Runden


Eine der wichtigsten Aufgaben von Gründer*innen ist: das Geld darf nicht ausgehen.
Damit Produktentwicklung und Unternehmensaufbau funktionieren ist es für viele Startups essenziell, Geld einzusammeln. Und wenn ihr euch zum ersten Mal damit beschäftigt, kommen einige neue Konzepte auf dich und dein Team zu. Die Logik hinter den Begrifflichkeiten von Risikokapital ist dabei nicht unbedingt sehr intuitiv.

Die Unterscheidung hat dabei weniger mit der Summe zu tun, die ein Startup einwerben möchte, sondern mehr mit der Phase in der sich das Unternehmen befindet. Wichtig ist, dass dich ein Investment immer mindestens zur nächsten Phase bringt. Und das hat sehr unterschiedliche Konsequenzen, weshalb die Zahlen, die wir in diesem Artikel nennen auch nur grobe Einordnungen sind, um dir ein Gefühl für Investments zu geben. Denn auch das ist für die meisten Gründer*innen Neuland: gerade noch Studierende mit Nebenjobs oder ner halben Stelle und dann schmeißt man mit 6-stelligen Beträgen auf dem Pitch Deck um sich.

Die Early Stage

Die erste Phase im Leben eines Startups ist die frühe Phase, aka die Early Stage. Auf dieser Stufe finden von der Ideenfindung bis zum ersten Markteintritt und Aufbau des Unternehmens die Schritte statt um aus einer Idee ein Unternehmen mit ersten Umsätzen zu erzielen.

Ziele dieser Phase: Produkt an den Markt bringen, Kunden gewinnen und das Unternehmen bereit machen, mehr Tempo beim Wachstum zu schaffen.

Pre-Seed Finanzierung

In dieser Phase gibt es in der Regel noch kein Produkt. Das Unternehmen entwickelt Prototypen und macht sich auf den Weg zum MVP.
Investments sind in dieser Phase schwer einzuwerben. Ggf. über strategische Investoren. Viel üblicher jedoch ist, dass Gründer*innen diese Phase selbst finanzieren. Mit eigenem Kapital oder über Bootstrapping.
Wer nicht gerade das Glück hat, Geld von Friends & Family zu bekommen kann hier sehr gut auf Förderungen zurückgreifen. Also Gründerkredite, Stipendien oder Förderungen zum Forschungstransfer.

Seed-Finanzierung

Die Seed-Finanzierung steht an, wenn das Unternehmen gegründet ist (oder kurz davor ist) und der Marktzugang ansteht. Je nach Fall kann Gründung und Finanzierung auch zeitlich weiter auseinander liegen. Wenn z.B. Förderungen schon eine Gründung voraussetzen, ziehen viele Teams diesen Schritt vor. Die Seed-Finanzierung ist ein klassischer Fall für Business Angel. Das Produkt hat einen ausreichenden Reifegrad und nun müssen die ersten Kund*innen gewonnen werden.

Seed-Finanzierungen variieren sehr stark. Manchmal nur 30-50k, manchmal auch bis zu 2 Millionen. Hier sieht man sehr gut, dass nicht die Summe ausschlaggebend ist. Im Regelfall geht es hier allerdings darum, dem Unternehmen 12-18 Monate Zeit zu verschaffen und gleichzeitig das Team aufzubauen. Daher liegen typische Seed-Runden zwischen 80.000 - 250.000 Euro.

Series A & B

Man kann sich gepflegt darüber streiten, ob diese Finanzierungen noch zur Early Stage gehören. Aber in der Regel sind die ersten Kundenprojekte noch sehr aufwändig. Das Team musste und muss noch mehr über seine Kund*innen lernen und die Prozesse schleifen. Grob kann man sagen, dass es in der Seed-Runde noch um Product-Solution-Fit, in der Series A dann um den Product-Market-Fit geht. Es soll also weiter skaliert und professionalisiert werden. Es wurde klar, dass es ausreichend Kunden für das Produkt gibt und das Potenzial für ein schnelles Wachstum entsteht.
Für eine Series A braucht es schon relevante Umsätze oder einen sehr überzeugenden Funnel mit bedeutenden Pilotprojekten.

Ein solches Investment kann schnell ziemlich groß werden. Manche Startups brauchen hier vlt "nur" wenige Millionen, andere benötigen größere Summen. 2019 hat das Startup Zenhomes in einer solchen Runde 14,5 Millionen eingesammelt.

Die Series B ist dann wirklich hart an der Grenze der Early Stage. Denn hier sind wirklich signifikante Marktanteile notwendig, um Investments einzuwerben. Häufig geht es hier um weitere Internationalisierung, Aufbau von Strukturen in anderen Ländern und andere große Vorhaben innerhalb des Unternehmensaufbaus.

Die Growth Stage

Wir verlassen nun die "frühe" Phase und sind in der Phase, die noch einmal richtig teuer wird. Aufwändiges Branding, Marketing, Personal... hier kommen die Dicken Brocken, die mit Seed oder Series-A noch in weiter Ferne schienen.

In dieser Phase werden Investmententscheidungen vor allem aufgrund der Zahlenwerke getroffen. Es gibt schließlich genug Grundlagen. Die Frage ist hier, ob die Gründer*innen ein Team aufgebaut haben, dass die Firma auch durch die nächste Phase hindurch wachsen lässt.

Was nun?

Die Growth- und Later Stages sind Sphären, die nur wenige Startups erreichen. Einige kommen dort nicht hin, weil sie es tatsächlich nicht packen und vom Markt verschwinden. Viele Gründer*innen entscheiden sich aber auch, nicht komplett auf diesen Weg zu setzen. Wer mit einem Business Angel und einem Investment ein gut wachsendes Unternehmen aufbauen kann, fährt damit häufig erst einmal sehr gut.

Zum anderen spielt die Geschwindigkeit eine Rolle. Unternehmen wie Gorillas haben enorm schnelle Skalierungen erreicht. Und das in einer sehr kurzen Zeit. Andere Startups erscheinen nie in der Presse, machen aber dennoch gute Geschäfte. Ein Startup, das nach 2 Jahren eine Series A einwirbt, unterscheidet sich stark von einem Unternehmen, das für denselben Prozess 4 oder 6 Jahre braucht.

Wichtig ist für dich und dein Team: Wisst, was ihr wollt! Risikokapital kann eine echte Knochenmühle sein oder der auch ein Segen. Das lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt von zwei Faktoren ab:

1. Was für ein Unternehmen wollt ihr aufbauen?
2. Welche Art von Wachstum braucht ihr?

Diese Übersicht liefert dir sicher nicht alle Antworten. Aber in unseren Kursen stellen und bearbeiten wir genau diese Fragen.